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Hochschule Niederrhein entwickelt Technik für Sehbehinderte

Krefeld. Türen öffnen, Seifenspender bedienen, Klospülung betätigen – was für die meisten ein einfacher Handgriff im Alltag ist, ist für Sehbehinderte eine echte Herausforderung. Vor allem auf Reisen sind Orientierungshilfen für sie in fremder Umgebung wichtiger denn je.

Die Hochschule Niederrhein hat dazu eine Sprachsteuerung für eine Nasszelle im Zug entwickelt – beauftragt von der Siemens Mobility GmbH. Am hochschuleigenen Institut für Mustererkennung (iPattern) entstanden so eine Hardware und ein Sprachdialogsystem, die beispielhaft in einer Zelle im Siemens-Labor in Krefeld-Linn intensiv getestet und weiterentwickelt wurden. Am Ende wurde das Sprachsteuersystem in der Zelle auf der Messe InnoTrans in Berlin einem echten Härtetest unterzogen.

Die Nasszelle wurde dazu mit Geräten wie einem Nano-Rechner, Summern und Mikrofonen ausgestattet. Für die Sprachsteuerung von Geräten waren im Vorfeld diverse Begriffe – wegen des internationalen Messe-Publikum auf Englisch - gesammelt und gespeichert worden. Will ein Zugpassagier beispielsweise seine Hände waschen, sagt er einfach „I need soap“ – und der Seifenspender wird aktiviert. Bei „water“ läuft Wasser aus dem Hahn ins Waschbecken. Summer oder Buzzer geben Töne ab, sodass Sehbehinderte wissen, wo sie hinmüssen. Mittels Mikrofonen auch an der Außenseite können Menschen mit Behinderung selber die Tür öffnen. Zudem kann der Fahrgast in brenzligen Situationen über den Befehl „I need help“ aus der Zelle heraus einen Notruf abzusetzen.

Die Messe war aufgrund des Lärmpegels ein guter Probelauf, um die Robustheit des Systems zu prüfen. „Ein lautes Messe- Szenario mit einem Stimmengewirr als Störung im Hintergrund ist mit das Schlimmste, was man sich für den Einsatz eines Spracherkennungssystem vorstellen kann“, sagt Institutsleiter Prof. Dr.-Ing. Hans-Günter Hirsch.

Auf der Messe kam die Sprachsteuerung laut Siemens sehr gut an. So gut, dass neben der Deutschen Bahn auch andere Bahngesellschaften aus der Schweiz, Frankreich und Südkorea starkes Interesse an dem System haben. Siemens will nun die Produktentwicklung angehen – und weiter mit der Hochschule zusammenarbeiten, um die Sprachsteuerung und Spracherkennung zu integrieren.

Quelle: Hochschule Niederrhein

 

Christian Neumann (rechts), wissenschaftlicher Mitarbeiter am Hochschul-Institut für Mustererkennung, und Thomas Kübeck von Siemens Mobility stehen vor der mit dem Sprachsteuersystem ausgestatteten Nasszelle auf der InnoTrans-Messe. | Foto: HS Niederrhein

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