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Meisinger hat den Dreh raus

Die moderne Fassade der Firmenzentrale im Gewerbegebiet Tucherstraße im Neusser Süden verrät nicht, was hier hergestellt und vertrieben wird. Auch der Name Meisinger ist in der breiten Öffentlichkeit eher weniger bekannt. Dabei ist die Hager & Meisinger GmbH seit fast 125 Jahren ein Spezialist für Zahnbohrer und gehört in diesem Markt weltweit zu den führenden Anbietern. Aus kleinen Anfängen groß geworden, ist der mittelständische Betrieb mit heute rund 300 Mitarbeitern immer ein unabhängiges, familiengeführtes Unternehmen geblieben.

In der boomenden „Gründerzeit“ des jungen deutschen Kaiserreiches entstand dieses Unternehmen. 1888 gründete Artur Meisinger in Düsseldorf die „Deutsch-Amerikanische Zahnbohrer-Fabrik“. Schon bei der Gründung gab es Geschäftskontakte in die USA. In den Anfangsjahren wurden die Stahlbohrer in der Kronprinzenstraße in Düsseldorf noch per Hand verzahnt, am Bunsenbrenner gehärtet und in rohen Kartoffeln abgeschreckt. Doch schon sehr bald kamen halb- und vollautomatische Dreh- und Fräsmaschinen hinzu. Artur Meisinger stammte aus der Uhrmacherindustrie. Innovativ weitete er die Präzision und die Fertigungstechniken der kleinteiligen Uhrwerke auf den wachsenden Dentalbereich aus. Es war ein neuer Markt, denn der Amerikaner James Beall Morrison hatte erst 1871 die Tretbohrmaschine erfunden, die ähnlich einer Nähmaschine mit Fußpedal betrieben wurde.

1900 wurde Willy Noack Feinmechanikermeister bei Meisinger, 1912 machte er sich zusammen mit Erwin Hager mit der Produktion von Zahnbohrern selbstständig. Die lebhafte Entwicklung und die große Innovationsdichte führten dazu, dass Erwin Hager & Co. und die Deutsch-Amerikanische Zahnfabrik A. Meisinger 1924 fusionierten. Es entstand die Hager & Meisinger GmbH, die bis heute unverändert fortbesteht – nur dass sie 2002 von Düsseldorf zum neuen Firmensitz und Produktionsstandort nach Neuss-Uedesheim zog. Gegenüber Düsseldorf konnte sich das Unternehmen in Neuss in der Fläche verdoppeln, auch die Zahl der Mitarbeiter wuchs von 185 auf rund 300. 1997 trat die vierte – heutige – Generation ins Unternehmen. Meisinger wird heute von Dr. Burkard Höchst und Sebastian Voss geleitet. Der 47-jährige Höchst hat Maschinenbau und Wirtschaftswissenschaften studiert, der 45-jährige Voss Betriebswirtschaft. Im Zuge des stetigen Wachstums wurde nicht nur ein neuer Standort in Neuss, sondern auch ein Tochterunternehmen in den USA gegründet, um die Aktivitäten auf dem deutschen und amerikanischen Markt weiter auszubauen. Der Umsatz entwickelte sich hier wie dort überaus erfreulich.

In der neuen Fabrik im Neusser Süden werden im Jahr rund 45 Millionen Instrumente gefertigt, 24 Stunden rund um die Uhr. Über 10 000 Produkte werden angeboten, der kleinste Zahnbohrer hat einen Durchmesser von 0,4 Millimeter. In die Köpfe der kleinen Zahnbohrer bis zu 30 Zähne einzuschleifen, bedeutet, an die Grenzen der Physik zu stoßen. Solch ein filigranes Instrument produzieren können die wenigsten. Zudem sind nur eine Handvoll Unternehmen weltweit in der Lage, den Zahnbohrermarkt mit einem so umfassenden Sortiment zu bedienen – Meisinger gehört dazu und ist längst einer der wichtigsten Global Player auf diesem Markt geworden. Hager & Meisinger liefert in mehr als 100 Länder, zwei Milliarden Teile wurden in der Firmengeschichte bisher ausgeliefert. Der überwiegende Anteil der Umsätze wird durch den Export erwirtschaftet. Längst werden Meisinger-Bohrer nicht nur im Dental-Bereich angewandt, das Unternehmen expandierte mit Bohrern speziell für Juweliere, für die Fußpflege oder den Hobbymarkt der Modellbauer. Und auch im Heimwerkerbereich beim Baumarkt-Bohr-Zubehör konnte sich Meisinger aufgrund seines innovativen und hocheffizienten Maschinenparks gegen die chinesische Konkurrenz durchsetzen. In den letzten Jahren ist zum Kernbereich der Bohr- und Fräsmaschinen der Bereich Implantologie hinzugekommen. Mit seiner Produktlinie „Bone Management“ zählt Meisinger zu den Pionieren und erfolgreichsten Anbietern der Branche. Das innovative Unternehmen arbeitet auf diesem Gebiet mit führenden Wissenschaftlern zusammen, um sowohl die wissenschaftliche als auch die praktische Perspektive bei der Entwicklung seiner Produkte zu berücksichtigen. Denn der Fortschritt in der Zahnmedizin sucht nach immer mehr minimal invasiven Methoden, um so wenig wie möglich gesunde Zähne zu zerstören. Das wirkt sich auch auf die Anforderungen an die Bohrer aus. Die Verzahnung oder die Materialien werden ständig verändert.

Für die Produktion von Bohrern gibt es keine Maschinen aus dem Katalog. Jahrzehntelanges Know-how und viele Eigenproduktionen in der Fertigung führen zu einem Vorsprung, den ein neu in den Markt eintretendes Unternehmen nicht einholen könnte. Bei aller Innovation und Präzision der Maschinen sind es aber in erster Linie die Menschen, die den Erfolg der Produktion und des gesamten Unternehmens garantieren. Deswegen spielen die Menschen bei Meisinger eine zentrale Rolle. Neben umfangreichen Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten bietet das Unternehmen seinen Mitarbeitern die Chance, schon früh Verantwortung zu übernehmen. Dies und das gute Betriebsklima sorgen für eine sehr geringe Fluktuation und eine hohe Zufriedenheit der Mitarbeiter. Auch mit dem Standort Neuss ist Meisinger hochzufrieden. Er liegt günstig, ist gut erschlossen und hält Platz vor. Im Gewerbegebiet ist Meisinger heute das einzige Unternehmen, das rund um die Uhr in drei Schichten produziert. Die Dentalbranche wächst weltweit – und mit ihr Meisinger in Neuss. Und wenn Dr. Burkard Höchst einer der wenigen Menschen ist, die gerne zum Zahnarzt gehen, hat das auch mit den Produkten von Meisinger zu tun.

 

Hager & Meisinger GmbH
Hansemannstraße 10
41468 Neuss

Telefon: +49(0) 2131.20 12-0
E-Mail: info@meisinger.de
www.meisinger.de

Stand: Juli 2012