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Weg zu einem besseren Boden

Die Chinesen waren schon da, die Amerikaner mit ihren Fonds auch. Aber das junge Unternehmen Humintech soll nicht verkauft werden. Im Gegenteil - dazu sind die beiden Gesellschafter Müfit Tarhan und Aydogan Cengiz zu sehr begeistert von ihrer Mission, überall auf der Welt zu einer Verbesserung des Ackerbodens beitragen zu können. Auch wenn die herkömmlichen Düngemittelriesen den kleinen Außenseiter anfangs nicht ernst nehmen wollten, wächst ständig das Interesse am Grevenbroicher Biotech-Unternehmen. Die Macher von Humintech sehen in herkömmlichem chemischen Dünger eine Sackgasse, weil den Böden beständig Salze zugeführt werden. Irgendwann nach 150 Jahren Düngung sind die Böden dann versalzen und nicht mehr für die Landwirtschaft zu gebrauchen. Humintech liefert die Alternative: einen Bodenverbesserer, der aus Braunkohle gewonnen wird, vor allem aus den bereits oxydierten Deckschichten. In über 20 bis 30 Millionen Jahren ist aus den Bäumen der Urwälder in der Kölner Bucht Braunkohle geworden. Aus organischen Abfällen und Bakterien ist dabei die hochwirksame Huminsäure entstanden, die wieder in den Boden eingebracht die Fruchtbarkeit fördert und das Wachstum der Pflanzen steigert. Besonders bei den Ackerflächen im Klima-Gürtel von Indien über den Mittelmeerraum bis nach Kalifornien sinkt die Humus-Bilanz. Mit den Bodenverbesserern von Humintech lässt sich diese Bilanz nachhaltig optimieren. Die Huminsäure sorgt auch als „Verkehrspolizist“ im Boden dafür, dass Schwermetalle nicht ins Grundwasser sinken. Sie hält den Kohlenstoff im Boden und hilft, das Nitratproblem zu lösen. Denn die Braunkohle-Produkte von Humintech wirken wie Bindemittel für Gülle. Die Innovationen sind also da, jetzt müssen nur Produkt und Markt zusammengebracht werden. Aus Braunkohle Benzin zu raffinieren, ist viel zu teuer, sie zu verbrennen, eigentlich zu schade. Aber sie für die Landwirtschaft zu nutzen, ist für viele noch eine Entdeckung. Braunkohle für Farbstoffe – Kasseler Braun und Kölnische Erde – zu verwenden, ist am längsten bekannt. Während die Braunkohle heute als Klimakiller ins Abseits gerät, könnte sie als Bodenverbesserer ein Klimaretter werden und ein Umdenken bedeuten: Nicht die Braunkohle ist das Problem, sondern die Anwendung.
 
Dass Müfit Terhan und Aydogan Cengiz Eigentümer von Humintech geworden sind, haben sie dem früheren Bundeswirtschaftsminister und NRW-Ministerpräsidenten Wolfgang Clement zu verdanken. Er machte sie auf die Wesko GmbH & Co KG, ein Rheinbraun-Tochterunternehmen in Frechen, aufmerksam, die zum Verkauf stand und sie 1999 für einen symbolischen Preis übernommen haben. In die Modernisierung haben sie dann Millionen Euro gesteckt. 2001 benannten sie das Unternehmen in Humintech um. 2013 zog das Unternehmen von Düsseldorf-Heerdt nach Grevenbroich. Ganz neu war den neuen Betreibern das Produkt allerdings nicht. Als sie in Anatolien Wein anbauen wollten, um die alte Weinbaukultur seit der Zeit der Hethiter wiederzubeleben, brauchten sie einen Bodenverbesserer und der wurde von Rheinbraun geliefert.
 
Heute liefern sie vom Standort Grevenbroich, direkt am Zugang zum Tagebau Garzweiler gelegen, in 67 Länder – wobei es die Produkte erst in Kürze auch in deutschen Baumärkten und Gartencentern geben wird. Heute gehören 40 Mitarbeiter, die zehn Sprachen sprechen und mit aller Welt in Verbindung stehen, zum Unternehmen, das in den vergangenen Jahren ständig gewachsen ist.  Vom „Manager Magazin“ wurde Humintech bereits mehrfach unter den Top 100 Unternehmen ausgezeichnet. Berthold Stern, Leiter Forschung und Entwicklung bei Humintech, sieht große Chancen für die weitere Expansion. Der Klimawandel kommt dem Produkt entgegen, weil es nachhaltige Alternativen zu herkömmlichen, problematischeren Verfahren bietet.
 
Humintech liefert nicht nur Bodenkultivierer, sondern auch Substanzen, die Tierfutter beigemischt werden können. Seit 2014 ist es von der EU zugelassen. Humintech-Produkte für Tiere binden nämlich Schadstoffe im Darm und transportieren Pilzgifte ab. Auch in der Fischzucht sorgen Huminstoffe für natürliche Wasserverhältnisse.
 
 
Humintech GmbH
Am Pösenberg 9-13
41517 Grevenbroich
 
Telefon: +49(0) 2181.70 67 60
E-Mail: info@humintech.com
 
Stand: März 2018