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Die Gin-Erfindung aus Krefeld

„Wie aus dem Omigesöff die große Hype-Spirituose wurde“, fragte das Männermagazin GQ schon im Februar 2014 ganz aufgeregt. In der Tat führte Gin lange Jahre ein Schattendasein, wer an der Bar einen Gin Tonic bestellte, wurde manchmal sogar belächelt. Das ist vorbei. Seit fünf, sechs Jahren haben neue Gin-Kreationen international einen wahren Hype ausgelöst, der auch in Deutschland längst angekommen ist. Vor gut einem Jahr hat der Krefelder Martin Kern einen eigenen Gin kreiert, der in Kevelaer destilliert wird – ein Gin echt vom Niederrhein. Sein Produkt „ReGINerate“ ist der erste hochwertige Gin mit einer fruchtigen Note. Und sein Gin-Experiment kommt bestens an, ist bereits über Krefeld hinaus in den Bars von Berlin und München zu finden und hat weltweit Interesse geweckt.

Der 31-jährige Gin-Pionier hat im neuen Trend hochwertiger Gins seine Nische gefunden. Und das war ihm nicht in die Wiege gelegt. Der gelernte Medienkaufmann hat zuletzt im Vertrieb eines japanischen Unternehmens als Verkaufsberater im Bereich Automobilzulieferer gearbeitet. Der Hauptsitz des Unternehmens liegt in Windsor in England, und wenn man dort öfter hinreist, kommt man schnell in Kontakt mit Gin. Die Auswahl in England ist weit breiter als in Deutschland. Weil er ständig zu Kunden reiste, war Kern kaum noch zu Hause. Er kündigte und nahm sich eine Auszeit. In Asien zog er in ein Kloster und ging mit sich in Klausur. Draußen, in der internationalen Gastronomie passierte eine Menge. Die vielen neuen Gin-Sorten, die ständig irgendwo dazukamen, inspirierten ihn, es mit einem eigenen Gin zu versuchen. Ihm fehlte bisher bei den neuen Kreationen eine mit einem fruchtigen Aroma. Kern war im Vertrieb sehr erfolgreich, aber jetzt wollte er etwas Eigenes machen, ein Produkt von Anfang an erfinden und es mit Begeisterung vermarkten.

Martin Kern kehrte in seine Heimatstadt Krefeld zurück und schaute sich um. In der Moosbur Kornbrennerei in Kevealaer, vor allem in deren Eigentümer Ernst Deselaers, fand Kern den idealen Partner. Die Brennerei in Kevelaer ist ein kleiner Betrieb mit selbst angebautem Weizen, der Familienbetrieb hat über 180 Jahre Erfahrung, die Brenner sind auch heute für Experimente offen und probieren gerne etwas Neues aus. Neun Monate intensives Ausprobieren war nötig. Bei den fertigen Bränden mit 82 bis 86 Prozent musste sechs Wochen gewartet werden, um zu sehen, wie sie sich im Geschmack noch verändern. Die beiden Gin-Pioniere haben 20 bis 22 verschiedene Abfüllungen ausprobiert. Entstanden ist ReGINerat, der erneuerte Gin: der Gin einer neuen Generation mit einem Alkoholgehalt von 49 Prozent. Im 18. Jahrhundert war billiger Gin aus Getreide und Wacholder in England die Volksdroge Nummer eins – William Hogarth hat die Abstürze der armen Leute drastisch in seinem Gemälde „Gin Lane“ (Schnapsgasse) festgehalten. Heute ist Gin hip und Szene-Getränk. Aber er ist längst nicht mehr der billige Fusel, sondern eine hochwertige Spirituose geworden. Gin boomt, steht aber auch unter Druck. Über 300 Marken buhlen mittlerweile um Kunden, und die verlangen immer mehr nach Qualität. Während in den 1990er Jahren der Wodka mit künstlichen Aromen befeuert wurde, ist der Gin ein reines Natur-Produkt. Der Wacholder und die verschiedenen, meist geheimen Zutaten werden direkt im Alkoholbad (Mazeration) zugeführt. Man kann Gin pur trinken, aber auch mit Tonic Water oder im Cocktail. Und man kann ihn genießen, ohne wie beim Whisky eine ganze Wissenschaft beherrschen zu müssen.

Auf der Flasche von ReGINerate steht der Slogan „genial im Geschmack“. Und auch das Motto des Firmengründers: „Trinkt weniger, aber besser“ passt zur Philosophie von individuellem Genuss und bewusstem Leben. Bei Reginerate sind außer Wacholder aus der Toskana und Kanada noch Zimt, Johannesbeeren, Ananas sowie Möhren als Katalysator im Spiel. Und kaum hat Martin Kern Erfolg mit seinem ersten Gin, experimentiert er bereits mit neuen Rezepten. So „bastelt“ er an einem Ginlikör mit Schlehen. Diese Kreation soll fruchtig, komplex – und dunkelrot sein. Sie wird etwa ab Februar 2017 auf dem Markt sein. Von seinem wacholderdominierten wie fruchtigen Gin hat Kern seit dem 1. Juli bereits 2500 Flaschen verkauft. Allein die schwarze Flasche („UV-Licht ist der absolute Geschmacks-Killer“) mit eingravierter Schrift ist ein Hingucker. Vertrieben wird der Gin über die Homepage und lokale Läden, beliefert wird vor allem die Gastronomie. Bisher hat Martin Kern ins Produkt und nicht in die Werbung investiert. Der große Erfolg ist bisher im wahrsten Sinne des Wortes auf Mundpropaganda zurückzuführen. So viel Qualität, Handarbeit und Exklusivität hat ihren Preis: Die 0,5 l-Flasche hat einen Ladenpreis von 33 Euro. Die Zielgruppe sind Genusstrinker, von Jung bis Alt.

Freunde und Bekannte unterstützen Martin Kern bei seiner Gin-Expansion. Aber noch ist Reginerate in erster Linie eine One-Man-Show. Aber Barkeeper überall auf der Welt sind auf seiner Seite. Denn den Gin vom Niederrhein gibt es bereits auf allen fünf Kontinenten.


ReGINerate

Martin Kern
Hammerschmidtstraße 11
47798 Krefeld

E-Mail: info@reginerate.net

Stand: März 2017