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Erfolg mit schnell wachsenden Kiribäumen

Im Sommer einen Termin mit Peter Maximilian Diessenbacher zu vereinbaren, ist schwierig. Denn wenn ein Lkw mit frischen Setzlingen unterwegs nach Spanien ist, setzt er sich in den Flieger, um vor Ort den Umzug der kleinen Kiri-Pflanzen in die spanischen Plantagen zu betreuen. Kiri ist kein Schreibfehler für Kiwi, jedoch genauso exotisch. Der Kiribaum ist der schnellstwachsende Nutzbaum der Welt. In seinem Büro in der Zentrale in Tönisvorst hat Diessenbacher drei Holzscheiben von drei gleichalten Bäumen, die das beweisen. Während die Buche einen Durchmesser von 6 cm aufweist, die Douglasie mit 12 cm doppelt so groß ist, kann der Kiribaum mit 40 cm punkten.

In Asien ist der Baum berühmt, die wunderschöne Blüte ziert sogar das Wappen Japans. Dort wird der Kiribaum auch der „Baum des Glückes“ genannt. Der Wiener Kaiser Franz Joseph war von ihm begeistert und ließ ihn überall in seinem Riesenreich Österreich-Ungarn anpflanzen. Das ist Vergangenheit, und der Kiribaum in Europa ist in Vergessenheit geraten. Doch das wird sich jetzt nachhaltig ändern.

Doch wie kommt der Kiribaum in die Gewächshäuser in Kehn, einer kleinen Hohnschaft in der Stadt Tönisvorst im Kreis Viersen? Die ehemalige Stauden-Gärtnerei ist für den neuen Zweck jedenfalls bestens geeignet. Hier werden die exklusiv europaweit geschützten Kiribaum-Sorten im ersten Schritt vermehrt und groß gezogen. Anschließend werden die Setzlinge bundesweit auf Plantagen in Deutschland sowie seit 2015 in Nord- und Zentralspanien eingepflanzt. Bis zur Ernte und Fällung wachsen die Kiri-Bäume unter stetiger Pflege bis zu einer Größe von 12-15 m und einem Durchmesser von 40 cm.

„Vater“ der Kiribäume ist Diplom-Agragringenieur Peter Maximilian Diessenbacher. Der 39-Jährige hat in Bonn Landwirtschaft studiert und sich besonders mit nachwachsenden Rohstoffen beschäftigt. Ein Gärtner des Botanischen Gartens in Bonn machte seinen Professor und ihn auf den Kiribaum aufmerksam. Mit ein paar Samen züchtete der Student auf der Fensterbank seiner Junggesellenbude die ersten eigenen Kiri-Pflanzen. Bald wurde die Studentenwohnung zu klein und Diessenbacher mietete privat sein erstes eigenes Gewächshaus an. Nach seinem absolvierten Studium schrieb er zusammen mit seiner Kommilitonin Allin Beatrice Gasparian, die in Bonn Volkswirtschaft studiert hat, einen Businessplan. 2009 gründeten sie gemeinsam „WeGrow“ – und der Name ist Programm: Sie wachsen und wachsen.

Im Frühjahr 2016 zog das junge Unternehmen vom Gründungsstandort Bonn nach Tönisvorst. In Kehn fanden die jungen Unternehmer die richtige Immobilie für die eigene Expansion. Hier sind das Labor, die Zentrale sowie auch die Gewächshäuser angesiedelt, in denen die Jungpflanzen heranwachsen, bis sie auf den Plantagen in der Natur heranreifen können. Bundesweit bewirtschaftet WeGrow mehrere Plantagen von 250 Hektar. Am Niederrhein wachsen die Kiri-Bäume in Kempen-Tönisberg, bei Heidelberg und Bonn. Im mecklenburgischen Güstrow befinden sich weitere große Plantagen, deren erste Holzernte bereits in vier bis fünf Jahren ansteht. Im letzten Jahr hat WeGrow nach Spanien expandiert. Dort sind bereits über 170.000 Bäume angepflanzt, die in sechs bis sieben Jahren aufgrund des warmen Klimas, der gesicherten und gleichmäßigen Wasserversorung sowie der Betreuung und Pflege des spanischen WeGrow-Team gefällt werden können. Insgesamt werden 350 Hektar mit Kiri-Bäumen im Auftrag von WeGrow bewirtschaftet. Für aktuell vier Investoren-Gesellschaften ist WeGrow ein spezialisierter Dienstleister, der die Bäume pflanzt, pflegt und erntet. Die Investoren steigen mit 5.000 Euro für circa 100 Setzlinge ein. Die Investition ist auf zehn bis zwölf Jahre festgelegt. Mit der Ernte wird die Verdoppelung des Kapitals vor Steuer angepeilt.

Der Kiribaum ist nicht nur schnellwachsend, sein Holz ist überaus vielseitig. Es wird gern als das Aluminium der Hölzer gefeiert. So wie Alu nur ein Drittel des Gewichtes von Stahl hat, so bringt auch Kiri nur ein Drittel gleichgroßen Eichenholzes auf die Waage. Noch vor vier Jahren kannte in Deutschland kein Schreiner Kiribäume. Doch in diesem Jahr haben die Hülsta-Möbelwerke Kiriholz in eine Produktlinie eingebracht. Und auch das in St. Tönis benachbarte Unternehmen Fleur ami hat große Vasen aus Kiriholz im Programm, die mit leichtem Gewicht überzeugen. Es werden weitere Anwendungen hinzukommen, denn Kiriholz ist beständig, zeigt keine Risse und besitzt gute Dämmeigenschaften. Weil es flexibel ist, werden Surfbretter und Snowboards daraus gefertigt. Aufgrund des Leichtgewichtes kommt es zudem in Wohnmobilen, Zügen und Fassadenelementen zum Einsatz. Das Produktversprechen, Kiri wiegt die Hälfte und isoliert doppelt, überzeugt. Dass WeGrow weiter wachsen wird, dazu muss man kein Prophet sein.


WeGrow GmbH
Kehn 20
47918 Tönisvorst

Telefon: +49(0) 2156.48 49 8-0
E-Mail: kontakt@wegrow.de
www.wegrow.de

Stand: September 2017