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HIGHTECH IN DORMAGEN

Die Coatema Coating Machinery GmbH in Dormagen ist ein hoch innovatives Unternehmen für knifflige Beschichtungsaufgaben. Die Maschinenbauer entwickeln für jede Problemstellung eine neue technische Lösung und sind mit ihren Maschinen in vielen Segmenten Weltmarktspitze. Die Dormagener Ingenieure und Techniker sorgen dafür, dass Probleme der Beschichtung gelöst und so aus ausgefallenen Kundenideen reale Maschinen werden. Damit konnten Unternehmer aus aller Welt als Coatema-Kunden der Weltwirtschaftskrise trotzen und ihre Umsätze sogar positiv entwickeln.

In der Halle werden zwei Maschinen versandfertig gemacht. Die eine, mit der Folien für Handy-Akkus beschichtet werden, geht nach Frankreich, die andere für Membranen nach Österreich. Wer hätte das gedacht, was sich hier im kleinen Gewerbegebiet Nord in Dormagen-Horrem, gelegen zwischen der romantischen Feste Zons am Rhein und der S-Bahn-Station samt A 57, verbirgt? Auch auf dem Besucherparkplatz ahnt der Besucher noch nichts von den Hightech-Maschinen, die in dem eher unscheinbaren Gebäude erdacht, erprobt und hergestellt werden. Jeden Tag nehmen wir ganz selbstverständlich Dinge in die Hand, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, wie sie hergestellt werden. Das genau ist das Geschäft der Coatema Coating Machinery GmbH. Und allein der Firmenname zeigt schon die Ausrichtung auf den Weltmarkt an. Coating ist das englische Wort für Beschichten, hinzu kommen die Bestandteile textil und Maschinen – fertig ist der Firmenname, der das Produkt umschreibt: Maschinen für beschichtete technische Textilien herstellen. Inzwischen geht es nicht mehr nur um Textilien, auch andere Trägermaterialien können mit den Maschinen „made in Dormagen“ beschichtet werden. Die Textilmaschinenindustrie ist jedoch der Ursprung dieser hochspezialisierten Firma.

Gebürtige Dormagenerin

Einmal im Jahr lädt Dr. Andreas Giessmann, der geschäftsführende Gesellschafter von Coatema, seine Kunden und Interessenten aus aller Welt nach Dormagen ein. In den Anfangsjahren führte noch Vater Herbert Giessmann Coatema als ein Ingenieurbüro in Neuss.  Als sich die Firma vergrößerte, gab eine Frau den Ausschlag, nach Dormagen umzusiedeln. „Meine Mutter ist eine gebürtige Dormagenerin“, bekennt Andreas Giessmann. Zuerst hatte er vor neun Jahren eine Halle in Hackenbroich übernommen, doch die wurde schnell zu klein. Vor zweieinhalb Jahren zog Giessmann mit seinem Betrieb an den heutigen Standort an der Roseller Straße. Heute ist das Unternehmen platzmäßig auf die dreifache Größe angewachsen. Gerade wird auf dem Gelände ein Chemielabor aufgebaut. Giessmann profitiert da auch gerne von der Nähe zu Bayer Dormagen. Der promovierte Maschinenbauer, der an der FH Niederrhein studierte, ist in aller Welt zu Hause – aber am liebsten aber vor Ort am Niederrhein.

Beim Thema Maschinenbau mag der ein oder andere bereits gedanklich aussteigen. Da verpasst man aber nicht nur eine spannende Geschichte, sondern auch vielleicht den ein oder anderen Anstoß für eine neue Geschäftsidee. Wie zum Beispiel der Dachdecker aus Los Angeles. Im sonnenreichen Kalifornien kam er auf die Idee, seinen Kunden nicht nur eine herkömmliche Teerpappe aufs Flachdach zu verlegen, sondern damit gleichzeitig Solarzellen anzubieten. Der pfiffige Erfinder hat das Internet weltweit nach einem möglichen Hersteller gescreent und ist schließlich bei Coatema gelandet. Hier wurde ein Jahr lang geforscht und entwickelt. Die Dachpappe und die flexiblen Solarzellen mussten nicht nur so zusammen gebracht werden, dass sie 20 Jahre halten und wasserdicht dem Wetter trotzen, auch das Wandern von Weichmachern musste unterbunden werden. Coatema fand eine Beschichtungslösung plus einen neuen Klebstoff und baute die Maschine dazu. Der Dachdecker ging mit dieser Lösung an die Börse und wurde damit reich.

In zweiter Generation

„Wir machen aus Kunden Millionäre“, fasst Dr. Andreas Giessmann trocken zusammen. Der Maschinenbauer ist schon eine Ausnahme in seiner Branche. Er stellt die zweite Generation von Coatema dar. Vor 17 Jahren stieg er in die von seinem Vater Herbert Giessmann 1974 gegründete Firma ein und baute sie vom Ingenieurbüro zu einem Maschinenbauunternehmen aus. Der Vater hatte als Konstruktionsleiter in Textilfabriken in Krefeld, Mönchengladbach und Aachen Erfahrungen mit technischen Textilien gesammelt. Damals ging es um Kunstleder, Vinyltapeten, Fußböden oder Lkw-Planen. Als selbstständiger Konstrukteur plante er schlüsselfertige Anlagen,  die nach Asien verkauft wurden. „Heute bauen wir alles selber“, erklärt Sohn Andreas. Mit 85 Mitarbeitern wird in Dormagen jeden Tag an etwas Neuem gearbeitet. Die Kunden aus aller Welt fühlen sich hier gut aufgehoben. Die Hersteller haben eine Idee für ein neues Produkt – aber keine Ahnung, wie man es herstellt. Bei Coatema schaut man sich die chemischen Zusammenhänge an, denkt sich einen Prozess dazu aus, baut die notwendige Maschine dazu und probiert es direkt vor Ort aus. Die Kunden von Brasilien bis Indien kommen nach Dormagen, können die Maschine erleben und ihr fertiges Produkt in die Hand nehmen. Im so genannten Technikum, eine Art Dauermesse, stehen etliche Prototypen, die ständig verändert, verbessert und angepasst werden. Dazu wurden von den eigenen Ingenieuren Baukastensysteme und eine Reihe von Patenten entwickelt, die die verschiedensten Beschichtungsaufgaben ermöglichen. 

Marktführer weltweit

Eine dieser innovativen Beschichtungen produziert die Elektrode-Membran-Einheit als wesentliche Komponente für die Brennstoffzelle. Mit diesem Projekt ist Coatema im Kompetenz-Netzwerk Brennstoffzelle und Wasserstoff NRW aufgenommen. Das Forschungszentrum Jülich lieferte dazu neuartige Chemierezepturen. Fast nebenbei erfährt man, dass Coatema Marktführer im Bereich Beschichtungsmaschinen für erneuerbare Energie, also Batterien und Solarzellen, ist. Im Technikum stehen lauter solche Laboranlagen als Ideengeber für die nächsten Schritte – und Aufträge. „Zum Glück gibt es viele kreative Köpfe in Europa, und wir sind in der Branche für kreative Lösungen bekannt“, weiß Dr. Giessmann. Er weiß nie, was der nächste Auftraggeber mit sich bringt. Wie können die sieben Schichten für einen Sahnespritzbeutel verbunden werden? Mit welcher Maschine lässt sich Kaugummiersatz herstellen? Wie kommt die Scheuerschicht untrennbar auf den Schwamm? Wie lassen sich die Noppen für den Anti-Rutsch-Kinderstrumpf auf den Stoff aufbringen? Die Lösungen erfährt allein der Kunde. Über 300 Geheimhaltungen muss Coatema berücksichtigen, vom Airbag-Gewebe bis zu Leucht-Textilien. Die Maschinen müssen immer dünnere Folien beschichten, mal im Wasserbad, dann wieder unter Stickstoff. Das sind die Herausforderungen, die Coatema ausmachen. Langweilig wird es an der Roseller Straße niemandem.

 

COATEMA Coating Machinery GmbH
Roseller Straße 4
41539 Dormagen

Telefon: +49(0) 2133.97 84 0
www.coatema.de

Stand: Januar 2010