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Die besten Gewürze aus aller Welt in Willich

Ihre Gewürze kommen ohne Konservierungsmittel, ohne Aromen und ohne Glutamat aus. Doch die Willicher Gewürz-Manufaktur Spirit of Spice geht noch über die hohen Ansprüche und die Reinheit der Produkte hinaus. Grundidee war, die eigenen Kreationen von Gewürzmischungen ungemahlen zu vertreiben. Sie werden in kleinen Gewürzmühlen geliefert, damit das Mahlen ganz frisch in der Küche des Nutzers passiert. So bleibt das Aroma der Gewürze lange frisch und verfliegt nicht nach wenigen Wochen. Mit diesem Konzept ist "Spirit of Spice" auf dem richtigen Weg. Der Erfolg gibt den beiden Gründern Ute Bornholdt und Edgar Wolter recht. Mittlerweile bieten sie 23 Gewürzmischungen an, dazu aber auch über 100 gebrauchsfertige Einzelgewürze. Die Rohstoffe bezieht "Spirit of Spice" über Großhändler, sie stammen aus Thüringen bis zur Karibik, aus Indien, Afrika und Südamerika. In den Regalen der großen Fabrikationshalle lagert Tahitizucker neben Tonkabohnen, Pyramidensalz neben Paradieskörnern, auf die Auslieferung warten zehn Pakete "göttliche Verführung", ein Meter weiter steht "Diabolo Zucker" bereit.

Nicht nur die Produkte sind bemerkenswert, sondern auch der Firmensitz. Am Rande des Willicher Gewerbegebietes Stahlwerk Becker steht ein futuristisch anmutender Bau, ein Passivhaus aus Holz mit einer geschwungenen Aluminium-Hülle. Diese Aluminiumhaut von Kalzip war die erste Fassade dieser Art in Deutschland. Thomas Blohm-Schröder von Dewey und Blohm-Schröder Architekten entwarf die Produktionsstätte, was für den mit dem Bauherrn befreundeten Architekt eine besonders reizvolle Aufgabe war, da das Büro überwiegend im Bereich Wohnbau und Denkmalpflege arbeitet. Im August 2010 sind Ute Bornholdt und Edgar Wolter mit ihrem Team in das moderne Haus eingezogen. Das Ehepaar, das früher in Düsseldorf lebte, war vor Jahren nach Willich "aufs Land" gezogen. Als sich Ute Bornholdt, eine pharmazeutisch-technische Assistentin, vor sieben Jahren mit den Gewürzen selbstständig machte, stapelten sich die ersten Lieferungen auf Europaletten noch im Wohnzimmer des Alten Bahnhofs, wo sie vorher wohnten. Schnell zog sie mit dem jungen Unternehmen in eine Scheune in Holterhöfe. Doch diese Bleibe erwies sich schnell als zu klein – und im Winter zu kalt. Inzwischen hatte auch Edgar Wolter seinen Job nach 17 Jahren als IT-Manager bei Hewlett Packard gekündigt, um seine Frau zu unterstützen. Ute Bornholdt sieht eben die Verantwortung für die Umwelt nicht nur bei ihren Lebensmitteln, sondern auch in den Produktionsbedingungen. Mit Solarzellen auf dem Dach und Erdwärme-Heizung liefert das Haus 50 bis 60 Prozent mehr Energie als es verbraucht. Zum Selbstverständnis von "Spirit of Spice" gehört auch die Zusammenarbeit mit Slow Food, einer internationalen Bewegung, die für einen bewussteren Umgang mit Lebensmitteln und Landwirtschaft steht.

Bisher weht "der Geist der Gewürze" aus Willich bei rund 400 Kunden in ganz Deutschland, dazu Österreich und die Schweiz. "Spirit of Spice" gibt es bei ausgesuchten Feinkosthändlern, die auf hohem Niveau mit Lebensmitteln umgehen. Im normalen Supermarkt wird man diese Gewürzmischungen nicht finden, weil die Produkte beratungsintensiv sind und über Qualität, nicht über den Preis verkauft werden. Natürlich kann jedermann die Produkte auch online bestellen, bisher macht das Internet-Geschäft erst einen Anteil von zehn bis 15 Prozent aus. Die Resonanz beim Fachhandel ist sehr gut, weil immer mehr kritische Verbraucher darauf achten, was sie eigentlich essen. Auf die Qualität der Rohstoffe wird in der Manufaktur großes Augenmerk gelegt, gemäß dem SlowFood-Motto: gut – geschmacklich hervorragend, sauber – ohne Schadstoffe z.B. Bio-zertifiziert, fair – auch der Landwirt muss von seiner Arbeit leben und wirtschaften können, nur dann kann man beste Qualität verlangen.

Auch die vielen Kochsendungen im Fernsehen schaffen eine neue Nachfrage nach ausgefallenen Gewürzen oder besonderen Mischungen. Als bei "Lanz kocht" freitags im ZDF die Tonka-Bohne ins Gespräch kam, war sie in Willich am drauf folgenden Mittwoch ausverkauft. Die aphrodisierende Wirkung gilt als Geheimtipp für die Nachspeise. Bis 1991 war die Bohne in Deutschland verboten, weil zu viel vom darin enthaltenen Cumarin schädlich sein soll. Die leicht bitter schmeckende Bohne aus Venezuela oder Nigeria ist daher in Deutschland schwer aufzutreiben. In Willich ist sie im Programm.

Die Idee zu "Spirit of Spice" reifte über viele Jahre. Ute Bornholdt, wie ihr Mann heute 47 Jahre alt, hat 15 Jahre lang im Vertrieb für medizinische Produkte gearbeitet. Zu Hause kochte sie gerne und probierte vieles mit Kräutern und Gewürzen aus. Im Urlaub war sie stets auf der Suche nach unbekannten Gewürzen. "Da ich eine leidenschaftliche Köchin und Genießerin bin, es aber auch sehr sehr schwierig ist, ausgefallene Gewürzmischungen zu finden, habe ich mir zum Ziel gesetzt, dies zu ändern." Als Unternehmerin hat sie gelernt, was selbstständig zu sein bedeutet: nämlich vor allem selber ständig präsent zu sein. Reisen zu den Erzeugerländern sind für sie heute kaum möglich. Außerdem kommt ein wenig Flugangst hinzu. Die Recherche, wo man die Gewürze, die man braucht, in bester Qualität bekommt, hat am Anfang mehrere Monate gedauert. Manch ein Importeur wollte Gewürze nur containerweise liefern, nicht säckeweise. Inspirationen sucht sich Ute Bornholdt auf Messen und in Kochbüchern, die sie "wie Romane" liest. Allerdings kochten die Großmütter anders als heute. Ihnen reichte vor 100 Jahren Salz, Pfeffer, Muskat und Wacholder. Und von Jungfrauen, die im Vollmond mit Silbersicheln Kräuter ernten, hält man bei "Spirit of Spice" auch wenig. Gewürze sind keine Heilmittel, auch keine Rauschmittel. Statt Esoterik zählen allein Geruch- und Geschmackssinn. Was anfangs als nebenberufliche Aufgabe ausprobiert wurde, mündete im Januar 2006 in das Abenteuer eines selbständigen Unternehmens. Ein Nachbar, der als Werber arbeitete, gestaltete den indisch anmutenden Schriftzug und das Etikett, das möglichst viel vom Inhalt im Glas sichtbar lassen soll. Heute liefert das zehnköpfige Team von "Spirit of Spice" 10 Tonnen Gewürze im Jahr an die Kunden aus. Da jeder Bundesbürger ein Kilogramm Gewürze im Jahr verspeist, ist nach oben hin noch jede Menge Luft.

Spirit of Spice - Gewürze & Feinkost Manufaktur
Ute Bornholdt / Edgar Wolter
Drahtzieherweg 3
47877 Willich

Telefon: +49(0) 2154.88 62 86
E-Mail: kontakt@spirit-of-spice.de
www.spirit-of-spice.de

Stand: April 2012