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Luxus pur aus Kempen

Als Kind sah Marc-Christoph Steckel im Kino zusammen mit seinem Vater den Film „Manche mögen´s heiß“ mit Marilyn Monroe. Tony Curtis und Jack Lemmon spielen darin zwei Musiker, die auf der Flucht vor Gangstern – als Frauen verkleidet – in einer Damenband untertauchen. In einer Filmszene versteckt sich einer der Männer in einem riesigen Überseekoffer. Damals war Steckel etwa sechs Jahre alt und erklärte, so einen Koffer wolle er auch mal bauen. Er hat Wort gehalten. Sein Unternehmen Steckel-Koffer Koffermanufaktur lässt bei zahlungskräftigen Kunden keinen Wunsch offen – von der Aktentasche bis zum Schrankkoffer. 

Mit Steckel-Koffer hat der heute 35-jährige Unternehmer 2009 begonnen. Er startete zuerst im heimischen Keller, nahm dann ein Zimmer der Wohnung in Beschlag und hatte vorübergehend einen Showroom auf der Düsseldorfer Kö. Doch die meisten Frauen, die gerne auf der Kö flanieren, wussten mit seinen Koffern wenig anzufangen. Schließlich prangte auf den edlen Stücken kein bekanntes Logo. Seine Kunden, so berichtet Steckel, wissen, was sie sich leisten können, und halten es mehr mit Understatement als mit Protz. Von Meerbusch zog die Familie Steckel nach Kempen, in den „wunderschönen“ alten Stadtkern. Seit einem Jahr hat er ein Ladenlokal am historischen Kuhtor angemietet, doch geöffnet ist dort nur samstags. Ansonsten arbeitet er im Büro zu Hause oder fährt zu seinen Kunden nach München, Turin oder Monte Carlo. 

Seine Koffer aus Kempen sind international gefragt. Jeder Koffer, jede Tasche, jede Laptopmappe ist ein Unikat, gefertigt nach den Bedürfnissen und Wünschen des anspruchsvollen Kunden. Alle Stücke werden in Deutschland handgefertigt. Erstklassige Verarbeitung ist selbstverständlich. Der Clou sind die Materialien. Die Taschen und Koffer werden nicht nur aus Leder hergestellt angeboten, sondern auch zwischen Holz- und Steinfurnier, Carbon und anderen auserlesenen Materialien kann ausgewählt werden. So übernimmt Steckel für seine neuen Aircases eine Legierung, die auch beim Bau des Airbus A 380 verwendet wird. Trotz geringer Wandstärke werden die Koffer enorm leicht und stabil. Zur Kostprobe tritt Steckel mehrmals auf einen Streifen dieser Luftfahrtfolie – und man sieht keinerlei Spuren davon. Und für das Innenleben gibt es ausgefallene Holz-Furniere wie etwa das Wurzelholz eines Mammut-Baumes. 

Aber auch schon beim „normalen“ Leder werden höchste Ansprüche zugrunde gelegt. Die Muster der Bentley- oder Rolls Royce-Sitze lassen den Unterschied fühlen. Und wer es ganz außergewöhnlich liebt, kann auf Kroko-Leder, das Steckel von einer Farm in Malawi bezieht, zurückgreifen. Luxus pur ist die extrem teure Haut des giftigen Perl- oder Stachelrochens aus Japan. Die schwarz glänzende Haut ist unbeschreiblich und gibt eine absolut einmalige Oberfläche für Taschen ab. Der anspruchsvolle Kunde kann aus über 400 Materialien auswählen. Doch die Steckel-Koffer zeichnen sich nicht nur durch ausgefallene Materialien aus, sondern auch durch die durchdachte clevere Innenausstattung. Der Koffer richtet sich nach dem persönlichen Bedarf: bis zum seitlich zu öffnenden Oberhemden-Koffer, bei dem die gebügelten Stücke wie aus einer Schublade entnommen werden können. 

Sich solche Systeme auszudenken und sie praktikabel umsetzbar zu machen, ist das Faible von Marc-Christoph Steckel. Der gelernte Tischler und Architekt sieht sich heute als Designer, der seine Stücke in befreundeten kleinen Manufakturen in der Nähe bauen lässt. Lächelnd gesteht Steckel ein, dass er sich seine Koffer selber nicht leisten könne. Die Einzelstücke kosten ab 3500 Euro plus Material. Dafür bringt er seine Koffer auch persönlich zu seinen Kunden bis an die Côte d’Azur. Diese Erfolgsgeschichte war Steckel nicht in die Wiege gelegt. Die Schule war nicht sein Ding, so dass er mit Mittlerer Reife abging und eine Tischler-Lehre machte. Später holte er sein Abitur nach und studierte Architektur. Doch Küchen und Badezimmer zu planen, machte dem Diplom Ingenieur auf Dauer keine Freude, und all seine Häuser sahen irgendwie aus wie  große Koffer. Warum dann nicht lieber gleich ausgefallene Koffer herstellen? Mit seinen Raritäten konkurriert er mit Marken wie Louis Vuitton und Hermès. Doch Steckel liebt mehr schlichte Eleganz, perfekte Technik und individuelles Design nach den Bedürfnissen des Kunden. Zufrieden ist der Kofferbauer erst, wenn der Kunde feststellt, dass er nicht nur ein Unikat erworben hat sondern ein Stück Handwerkskunst. Und manchmal setzt er auf Humor. So hat er aus fabrikmäßigen Benzinkanistern einen Herbiecan produziert, perlweiß lackiert und mit dem 53er-Logo versehen, wie einst beim tollen VW-Käfer Herbie aus der Disney-Filmreihe.  Der Designer, den Luft- und Raumfahrt faszinieren, denkt über die Zukunft des Reisens nach. Zurzeit tüftelt der Diplom Ingenieur  an einem elektrischen Fahrwerk für seine Koffer.


Steckel-Koffermanufaktur
Kuhstraße 29
47906 Kempen

Telefon: +49(0) 2152.910 54 40
E-Mail: info@steckel-koffer.de
www.steckel-koffer.de

Stand: Juli 2014